Biozide in Baustoffen

Biozidprodukte werden in vielen Bereichen eingesetzt. Sie bekämpfen sowohl tierische Schädlinge, als auch Algen, Pilze und Bakterien oder unerwünschtes Pflanzenwachstum. Aufgrund der unterschiedlichen Anwendungsbereiche kommt es zu vielfältigen Einträgen von Biozidwirkstoffen oder ihrer Abbauprodukte in die Umwelt. Sowohl direkte, als auch indirekte Einträge sind möglich, zum Beispiel über Kläranlagen, aber auch Oberflächengewässer, Grundwasser und Böden können von Einträgen betroffen sein. 

Dadurch können Biozide ungewollte Wirkungen auf Umwelt und Menschen haben. 

Biozide werden u.a. auch in Baumaterialien eingesetzt, z.B. in Fassadenfarbe oder Außenputz, um diesen vor unerwünschtem Algen- und Pilzbewuchs zu schützen. Genauso in Dachabdichtungen, hier z.B. auch in Dichtungsbahnen, die begrünte Dächer abdichten sollen. Bei vielen Neubauten sind inzwischen aus ökologischen Gründen Dachbegrünungen vorgeschrieben, Regenwasser wird in Zisternen gesammelt und z.B. für die Garten- und Grünflächenbewässerung verwendet. Durch Regen werden diese Substanzen von Dächern und Fassaden entweder direkt unbehandelt in Oberflächengewässer gespült oder über die Kanalisation in die Kläranlagen, wo sie aus dem Abwasser entfernt werden sollten. 

Im Auftrag des Bundesumweltamtes wurden Felduntersuchungen, Produkttests und Modellierungen durchgeführt, aus welchen Bauprodukten Biozide und andere Stoffe ins abfließende Regenwasser gelangen. Das Umweltbundesamt schreibt dazu folgendes: „Besonders die Biozidwirkstoffe Terbutryn und Diuron gelangten in Konzentrationen in den Regenkanal, die über den Umweltqualitätsparametern für Gewässer liegen (Wicke et al. 2022). Anhand von Frachtabschätzungen konnte zudem gezeigt werden, dass ein Großteil der Stoffmenge vor Ort bleibt und zusammen mit dem Regenwasser versickert. Durch die Versickerung kann es jedoch zu einer Belastung des Bodens und Grundwassers kommen. Um den Eintrag von Bioziden aus Bauprodukten in die urbane Umwelt zu vermeiden oder zu vermindern, wurde ein Leitfaden für Bauherren, Architekten, Planer und Behörden erstellt.“ (Biozide in der Umwelt | Umweltbundesamt) 

Auch beim Thema ökologisch und nachhaltig bauen ist somit das Problem Biozide relevant, wenn das Gift noch Jahrzehnte später vom Dach oder aus der Fassade das Grundwasser kontaminiert. 

Der Ausschuss möge beschließen 

Der Magistrat wird gebeten zu berichten: 

1. Sind der Landeshauptstadt Wiesbaden die Probleme, die Biozide in Baustoffen verursachen bekannt und wie geht die LHW damit um? 

2. Gibt es in Wiesbaden Untersuchungen zu Bioziden in Kläranlagen, Oberflächengewässern und Grundwasser, wenn ja, wie sehen diese aus, bzw. wie wird hier die Belastung mit Bioziden beurteilt? 

3. Werden bei der Ausweisung neuer Baugebiete im Bebauungsplan Baustoffe ohne Biozide vorgeschrieben, wenn nein warum nicht? 

4. Wie geht die Landeshauptstadt in diesem Zusammenhang mit eigenen städtischen Gebäuden und Gebäuden ihrer Eigenbetriebe um, bzw. was wird getan, um den Biozideintrag durch städtische Bauten möglichst gering zu halten? 

5. Ist der LHW der vom Umweltbundesamt genannte Leitfaden für Bauherren, Architekten, Planer und Behörden bekannt und inwieweit werden bei der Erstellung neuer Bebauungspläne die Empfehlungen zu Bioziden berücksichtigt? 

6. Wie beurteilt die LHW z. B. das Problem Biozide in Bezug auf sogenannte nachhaltige Bauten z.B. mit Dachbegrünung?

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